Europa im Visier
Quasi in letzter Sekunde ist der BVB in der vergangenen Saison am Einzug in den Europapokal gescheitert. Jetzt unternimmt der Klopp-Kader einen neuen Anlauf. Zwar ohne neue Topstars, dafür aber mit einem eingespielten Team und viel Selbstvertrauen.
"Wir wollen richtig guten Fußball spielen. Wenn du das tust, dann wirst du auch belohnt", sagt Sportdirektor Michael Zorc. "Wir wollen unseren Weg gemeinsam weitergehen und erneut mit Vollgas durch die Liga jagen", sagt Trainer Jürgen Klopp.
Neuer Mut und hohe Messlatte
Kein Zweifel: Der BVB geht ambitioniert in die neue Spielzeit, auch wenn das Ziel Europacup so nicht offiziell formuliert wird.
"Von einer öffentlichen Zielsetzung haben wir keinen Punkt mehr - höchstens mehr Unruhe. Aber dass wir motiviert in die neue Saison gehen, versteht sich doch von allein", stellt Zorc klar. Es ist kein Geheimnis, dass sportliche Leitung, Mannschaft und Fans gleichermaßen die Plätze ins Visier nehmen, die internationalen Fußball versprechen. Schließlich hat eine fulminante erste Saison unter Jürgen Klopp die Messlatte hoch gelegt - und neuen Mut gemacht.
Mit sieben Siegen in Serie stellte die Borussia einen Vereinsrekord auf. Insgesamt gab es nur fünf Niederlagen - Ligabestwert auch vor dem Deutschen Meister aus Wolfsburg. Aus der "Schießbude der Liga" formte Klopp ein Abwehrbollwerk, das nur 37 Gegentore kassierte und zur zweitbesten Defensive aller Clubs avancierte. Stolze 14 Mal spielte der BVB zu Null und behielt im heimischen Signal Iduna Park ungeschlagen eine weiße Weste. Dass am Ende 59 Zähler nicht zum Einzug ins internationale Geschäft reichten, gab es in der Geschichte der Bundesliga noch nie.
Und doch weiß Klopp, dass es der BVB in der neuen Spielzeit nicht leicht haben wird. "Ich fürchte, wir müssen noch besser spielen, um in ähnliche Tabellenregionen vorzustoßen", hat er seiner Mannschaft ins Stammbuch geschrieben. Noch öfter will er das Team daher in den nächsten Monaten ans Limit führen und nimmt die Profis in die Pflicht: "Ich fordere von jedem Einzelnen die Bereitschaft ein, noch mehr zu investieren."
Verschärfter Konkurrenzkampf
Den Spielern auf die Sprünge helfen soll auch ein verschärfter Konkurrenzkampf, der der Mannschaft schon in der Rückrunde der vergangenen Saison ausgesprochen gut getan hat. Zwar hat die verpasste Europapokal-Qualifikation den wirtschaftlichen Handlungsrahmen eingeschränkt. Der Spieleretat wurde gesenkt und auch der Rahmen für Neuverpflichtungen hielt sich in engen Grenzen. "Große Sprünge", so Michael Zorc, "konnten wir uns nicht leisten."
Doch gezielt hat man neben Cottbus-Stürmer Dimitar Rangelov hochtalentierte Zweitligaspieler zum BVB geholt, die auch perspektivisch eine Menge versprechen. Es sei Klopps große Gabe, dass sich unter seiner Leitung viele junge Spieler verbessert hätten, lobt Dortmunds Sportdirektor - und hofft auf eine Fortsetzung bei U19-Europameister Sven Bender (20, 1860 München) und Kevin Großkreutz (20, RW Ahlen).
Eine besondere Rolle unter den Neuzugängen kommt Markus Feulner (26) zu, den Klopp noch aus gemeinsamen Mainzer Tagen kennt. Mit seiner Vielseitigkeit setzt der Allrounder quasi das gesamte Mittelfeld unter Druck. Hier herrscht Konkurrenzkampf pur, was auch für die qualitativ und quantitativ gut besetzte Offensivabteilung gilt.
Leidenschaftlich und laufintensiv
Größtes Plus des BVB aber wird in der neuen Saison die eingespielte Mannschaft sein, die den ebenso leidenschaftlichen wie laufintensiven Fußball ihres Übungsleiters weitgehend verinnerlicht hat. Abgänge waren nur bei Spielern zu verzeichnen, die längst keine (Federico, Rukavina, Brzenska) oder nur eine untergeordnete Rolle (Lee, Boateng) gespielt haben.
Die Elf verfügt zudem über ein gewachsenes Selbstbewusstsein. "Die Jungs haben gemerkt, dass sie nur schwer zu schlagen sind. Das gibt viel Sicherheit", hat Jürgen Klopp zufrieden festgestellt.
Dass man dies auch im Umfeld so einschätzt, zeigt der Dauerkartenverkauf. Zum zweiten Mal in seiner Vereinsgeschichte knackt Borussia Dortmund die Schallgrenze von 50000 Tickets und jagt den Allzeitrekord von 50400 Dauerkarten.
Fakten
Leistung: Die Borussia spielte die beste Saison seit 2002, als man am Ende Deutscher Meister wurde.
Stark: Der BVB kassierte von allen Bundesligisten die wenigsten Niederlagen (5).
Keeper: Kein anderer Keeper der Liga spielte häufiger zu Null als Roman Weidenfeller (13 Mal, wie Stuttgarts Lehmann).
Heimstark: Als einziges Team neben Spitzenreiter Wolfsburg blieb die Klopp-Elf zu Hause unbesiegt (8 Siege und 9 Remis). Allerdings holten sechs Clubs zu Hause mehr Punkte als die Borussia (33).
Auswärtsstark: Nur die Bayern holten in der Fremde mehr Zähler (29) als der BVB (26).
Defensive: Lediglich Schalke kassierte weniger Gegentreffer (35) als die Dortmunder (37). In der Saison 2007/08 war der BVB mit 62 Gegentoren noch die "Schießbude der Liga" gewesen.
Faire Borussen: Dortmund kassierte die wenigsten Gelben Karten (48 in 34 Partien).
Joker: Jürgen Klopp bewies ein glückliches Händchen bei seinen Einwechslungen. Denn: Der BVB erzielte ligaweit die meisten Jokertore (11).
Zugang: Mit Markus Feulner von Mainz 05 verpflichtete der Tabellensechste den besten Vorbereiter der 2. Bundesliga (11 Assists).
Transfers
Zugänge: Kevin Großkreutz (Rot Weiss Ahlen), Markus Feulner (1. FSV Mainz 05), Markus Brzenska (MSV Duisburg), Giovanni Federico (KSC), Christopher Nöthe (Rot-Weiß Oberhausen) kehren nach Ausleihe zurück; Dimitar Rangelov (Energie Cottbus), Sven Bender (TSV 1860 München), Lucas Barrios (CSD Colo Colo)
Abgänge: Kevin-Prince Boateng (Tottenham/war ausgeliehen), Christopher Nöthe (SpVgg Greuther Fürth/auf Leihbasis), Markus Brzenska (Energie Cottbus), Antonio Rukavina (TSV 1860 München), Giovanni Federico (Arminia Bielefeld), Alexander Frei (FC Basel)
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Mittwoch, 5. August 2009
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