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Tabelle Fussball 1. Bundesliga 2009/10

Freitag, 16. Oktober 2009

Bundesliga Kolumne "Unser täglich Bier" - 16.10.09

Wer wird eigentlich Tabellenführer?

Der Erste spielt beim Zweiten, Leverkusen ist in Hamburg zu Gast - wer das Topspiel für sich entscheidet, gewinnt den Platz an der Sonne. Für Bruno Labbadia gibt es dabei ein Wiedersehen mit seiner alten Mannschaft, von der er sich Ende der abgelaufenen Saison in einem ausgemachten Rosenkrieg getrennt hatte. Ist aber alles Schnee von gestern, sagt Labbadia, Kopfzerbrechen bereitet ihm viel mehr die Aufstellung seiner eigenen Offensive: Petric und Guerrero sind verletzt, mit Marcus Berg hat er nur noch einen Stürmer im Kader. Trotzdem will der Trainer gerne beim bewährten 4-4-2 bleiben. Die logische Lösung wäre Eljero Elia als zweite Spitze. Problem: Der Niederländer hat nach der umstrittenen (weil unnötigen) Australien-Reise mit der Nationalmannschaft einen gepflegten Jetlag, fühlt sich nach 25 Stunden Flug gerädert. Elia verspricht trotzdem: "Ich werde bereit sein!"

Bei Bayer grübelt Cheftrainer Jupp Henyckes nur über einer Personal-Entscheidung: Toni Kroos oder Renato Augusto. Der Coach sieht im Brasilianer einen "absoluten Stammspieler", doch der 21-Jährige ist nach diversen Blessuren noch nicht ganz bei 100 Prozent. Und Kroos machte zuletzt gegen Nürnberg (4:0) eine bärenstarke Partie. Schwierige Entscheidung.

Wie läuft's zwischen Grafite und Veh?

Am 8. Spieltag war es mal wieder soweit: Die "Bild" schrieb: RUMMS! Wolfsburgs Trainer Armin Veh hatte zuvor in Bochum Torjäger Grafite nach 50 Minuten ausgewechselt - woraufhin der Brasilianer sagte: "Fünf Minuten in der zweiten Hälfte sind zu wenig, ich habe eine Geschichte beim VfL, ich bin kein kleiner Junge mehr!"

Und Veh rummste zurück: "Es interessiert mich nicht, ob einer gut gelaunt ist. Das gibt Aerger!" Mittlerweile aber hat Grafite sich entschuldigt und als Geste der Reue 10.000 Euro an "Ein Herz für Kinder" gespendet. Veh: "Damit ist die Sache erledigt." Auch sportlich ging der 30-Jährige auf Schmusekurs, gab während der Woche im Training Vollgas - und machte vor allem endlich wieder kaltschnäuzig die Tore. Gut möglich, dass er gegen Gladbach am Sonntag noch einmal eine Chance bekommt...

Mit welchem System spielen die Bayern?

"Ich bin bereit", sagte Luca Toni, nach dem 90-minütigen Testlauf bei Jahn Regensburg (0:1) am Dienstag: "Jetzt liegt es am Trainer." Der Italiener ist endlich fit - und unüberhörbar voller Tatendrang: Er will die Bayern aus der Torkrise schiessen.

Ribery verletzt, Olic verletzt, Robben auf der Bank, Gomez und Klose in der Bundesliga im Formtief: Auch wenn Louis van Gaal aus seiner Aufstellung gegen Freiburg noch ein Geheimnis macht, stehen die Chancen für Toni nicht schlecht. Zumal der Trainer in Abwesenheit seiner Flügelzange wieder auf ein 4-4-2 umstellen könnte. In die Startelf zurückkehren wird dann wohl auch Mark van Bommel: Der Kapitän hat seit Regensburg immerhin 61 Minuten in den Beinen.

Wer hat das Pech am Stiefel?

Neben dem HSV und den Bayern hat es vor allem Frankfurt erwischt. Torjäger Amanatidis wird aufgrund von Kniebeschwerden wohl fehlen, dazu kommen gleich drei gesperrte Stammspieler: Teber (5. Gelbe), Russ (Rot) und Schwegler (Gelb-Rot) - die Eintracht-Rüpel müssen gegen Hannover zugucken. Den 96ern aber geht es nicht viel besser. Wie zuletzt eigentlich fast immer fehlt die halbe Mannschaft - allen voran Kapitän Robert Enke.

Weitere prominente Ausfälle sind Bremens Borowski und Dortmunds Hajnal. Dazu hat Hoffenheim drei angeschlagene Spieler, die äusserst fraglich sind - und allesamt sind Innenverteidiger: Compper und Simunic haben bzw. hatten Muskelfaserrisse, Nilsson eine gebrochene Hand.

Was wird aus Michael Oenning?

Nach dem schlechten Saisonstart wurde Nürnbergs Trainer schon öffentlich angezählt: Zu viele Experimente, zu wenig klare Linie, lautete pauschal die Kritik. Das Kellerduell gegen die Hertha wurde zum Schicksalsspiel hochstilisiert.

Alles Quatsch, sagt aber Martin Bader im Donnerstag zum "Kicker". Der Sportdirektor bekennt sich klar zum Trainer: "Wir haben uns für den Weg mit Oenning entschieden, und dieser Weg ist alternativlos." Sollten die Ergebnisse ausbleiben, wäre auch das kein Argument gegen den Trainer, sondern ein Zeichen für die mangelnde Qualität im Kader: "Aber die könnte auch ein Hitzfeld oder van Gaal nicht herbeizaubern." Klingt nach einer Jobgarantie.

Und was wird aus Babbel?

Auch Stuttgarts Trainer steht seit Wochen öffentlich unter Beschuss. Hauptanklagepunkt: Die exzessive Dauerrotation in der Frühphase der Saison und die Konsequenz daraus: Acht Punkte, Platz 13. Das Spiel gegen Schalke gilt inzwischen als das wichtigste Spiel seiner jungen Trainerkarriere, Babbel selbst sagt: "Wir müssen die Kurve kriegen, sonst wird es für alle ungemütlich."

Immerhin stehen dem Schwaben-Chef mit Tasci und Hleb wieder zwei Hoffnungsträger zur Verfügung. Dank verschiedener Wehwehchen hat Hleb die VfB-Offensive bislang zwar noch nicht nachhaltig inspiriert - gegen seinen "Entdecker" Felix Magath aber wäre die Gelegenheit günstig, damit nun anzufangen.

Bleibt Heinemann Trainer?

Andreas Bergmann hat es vorgemacht: Interims-Trainer sind eine feine Sache. Sechs Spiele, acht Punkte: Bergmann ist mittlerweile Hannover-Trainer, ohne Interim.

In Bochum übernahm Frank Heinemann am 7. Spieltag das Amt von Marcel Koller. Und während das VfL-Umfeld noch rätselte, ob Franco Foda oder Peter Neururer die bessere Dauerlösung wäre, holte die Uebergangslösung mal eben vier Punkte aus zwei Spielen und lupfte den Revierklub von Platz 17 auf Platz 14. Kann Heinemann am Sonntag den Trend bestätigen und dabei auch noch Dortmund im Derby ärgern, darf der 44-Jährige womöglich auch auf eine Festanstellung hoffen.

Wer stoppt die Talfahrt?

Hertha BSC (7 Pleiten in Folge) und Mönchengladbach (4 Niederlagen) sind die Serien-Loser der letzten Wochen. Die Berliner sind mit nur drei Pünktchen Letzter, gegen Nürnberg muss der neue Trainer Friedhelm Funkel endlich das Ruder herumreissen: "Wir halten die Klasse", verspricht der 55-Jährige offensiv, gibt aber genauso unumwunden zu: "Hertha ist mein bisher härtester Job."

Für Gladbach soll die Wende am Sonntag in Wolfsburg kommen. Doch auch bei einer Niederlage sitzt Michael Frontzeck bei den Fohlen fest im Sattel. Boss Rainer Bonhof gab dem Trainer in der "Bild" am Donnerstag eine Job-Garantie: "Er hat keine Fehler gemacht. An ihm zweifle ich keine Sekunde."


Zurück in die Zukunft

Die Oktober-Revolution fand im Jahr 2008 in der badischen Provinz statt. Mit bedingungslosem Offensivspiel, rasantem Kombinationsfußball und Toren am Fließband verzückte die TSG 1899 Hoffenheim im vergangenen Herbst die Bundesliga.
Die märchenhafte Entwicklung vom ländlichen Idyll zum Mittelpunkt der schönen, neuen Fußballwelt vollzog sich in atemberaubender Geschwindigkeit. Mit jedem Treffer, den Vedad Ibisevic und Co. in der Vorrunde erzielten, stieg der Beliebtheitsgrad des zunächst belächelten "Dorfclubs" in neue Dimensionen. Fanclubs sprossen aus dem Boden, Medien berichteten euphorisch aus dem Kraichgau - und sogar Skeptiker und Neider schnalzten mit der Zunge.

Als Hoffenheim für einige Wochen an der Tabellenspitze thronte und schließlich die Herbstmeisterschaft feierte, wurde das "gallische Dorf” sogar im Ausland zum Gesprächsthema. Verwundert rieb man sich die Augen: Hoffenheim, der Nabel der deutschen Fußballwelt? Das klang abenteuerlicher als die Erfindung des Fluxkompensators, mit dem Marty McFly im Science-Fiction-Film "Zurück in die Zukunft" seine Zeitreisen antrat.

Der Rest ist bekannt: Gebeutelt von zahlreichen Verletzungen, verloren die jungen Himmelsstürmer den Faden und stürzten ins Mittelfeld ab. Abgehakt. Für die neue Saison lautete das Motto: Zurück in die Zukunft, Teil II - und dieses Mal möglichst mit Happy End! Aber wie? Im Gegensatz zum Kinohelden verfügt selbst der Hightech-Club des SAP-Gründers Dietmar Hopp nicht über eine Zeitmaschine, um Fehler aus der Vergangenheit auszubügeln.

Was also blieb Trainer Ralf Rangnick und seinen Mannen anderes übrig, als die verkorkste Rückrunde aufzuarbeiten und es in der Zukunft besser zu machen? Dass es jedoch als Aufsteiger im zweiten Jahr selbst für einen Überflieger nicht gerade einfacher würde, war den Verantwortlichen in Hoffenheim schon vor der neuen Saison bewusst.

Die Krux: Die Gegner haben sich längst auf den überfallartigen Offensivstil eingestellt. "Man merkt, dass uns die anderen Teams mittlerweile anders wahrnehmen, uns Respekt entgegenbringen", erklärt Rangnick. "Felix Magath und Jupp Heynckes haben gegen uns ihre Grundformation geändert, um einen defensiven Mittelfeldspieler mehr einzubauen", bilanzierte er nach den Duellen mit Schalke und Leverkusen.

Zudem ließ die mäßige Rückrunde die Euphorie rund um das Team etwas abebben - ein Umstand, aus dem Rangnick jedoch auch seine positiven Seiten zieht: "Mir ist angenehm aufgefallen, dass wir deutschlandweit ein bisschen im Schatten stehen",

Die Gratwanderung scheint zu klappen. Mit der Erfahrung aus der vergangenen Saison ausgestattet, kam die Mannschaft nach holprigem Start immer besser in Schwung. "Die Jungs entwickeln sich", freut sich Rangnick, der nun wieder auf seinen Traumsturm mit den Langzeitverletzten Vedad Ibisevic, Demba Ba und Chinedu Obasi zurückgreifen kann.
Zudem ist die 1899-Abwehr mit der Verpflichtung von Josip Simunic deutlich stabiler geworden - zumal auch Keeper Timo Hildebrand an alte Glanzzeiten anknüpft. Manager Jan Schindelmeiser bringt es auf den Punkt: "Es kommt auf die Balance zwischen Defensive und Offensive an, die kriegen wir im Moment hin."

Doch die eigentliche Bestandsprobe folgt erst noch, denn der richtige Umgang mit Rückschlägen dürfte der Knackpunkt für eine dauerhaft erfolgreiche Spielzeit sein. Geriet man in der Vorsaison noch in eine Abwärtsspirale aus Misserfolg, Verletzungspech und Unbeherrschtheiten, sieht man sich nun gerüstet. "Wir können seit Wochen in der gleichen Formation spielen, das macht uns stark", ist sich Torwart Timo Hildebrand sicher.

Das Aufarbeiten der unerwarteten 1:2-Niederlage gegen Aufsteiger Mainz 05 am vergangenen Spieltag dient nun als Gradmesser für das zur Schau getragene Selbstbewusstsein. Am Samstag gastiert die Rangnick-Elf nun ausgerechnet im Weser-Stadion - dort wo man vor einem Jahr, sinnbildhaft für die gesamte Saison, Aufstieg und Fall des Hoffenheimer Spaßfußballs erlebte.

In einem wahren Offensivfeuerwerk hatte das Rangnick-Team einen 1:4-Rückstand gegen Werder Bremen aufgeholt, um trotz Überzahl am Ende noch als 4:5-Verlierer vom Platz zu gehen. "Wir sind nicht unterwegs wie die Harlem Globetrotters, um die Zuschauer zu begeistern, sondern um Punkte mitzunehmen", hatte Rangnick anschließend in die Mikrophone geraunzt.

Dies soll sich nicht mehr wiederholen. Denn auch in einem gallischen Dorf ist Fußballkunst nicht Selbstzweck, sondern bedarf handfester Ergebnisse. Und so lange noch keine Zeitmaschine erfunden ist, sollten die Spaßfußballer aus Hoffenheim ihr eigenes Schicksal lieber gleich in die Hand nehmen.
 
 
Interview mit dem Inquisator
 
Vor der Rückkehr zu seinem Ex-Club am Samstag (15.30 Uhr/Mercedes-Benz-Arena) sagt Schalke-Trainer Felix Magath im Interview: "Der VfB wird am Ende wieder unter den Besten sein"

Herr Magath, Zuletzt haben Ihre Schalker überzeugt.

Ja, schon. Und das freut mich auch . . .

. . . aber?

Wir sind eben noch lange nicht am Ziel unserer Vorstellungen.

Die Abwehr mit vier gelernten Innenverteidigern steht doch wie eine Eins.

Damit bin ich auch ganz zufrieden.

Das Angriffsspiel ist noch ausbaufähig?

Genau. Daran arbeiten wir noch. Oft beginnen wir ganz gut, können unser Niveau dann aber nicht ganz halten, weil wir oft noch in alte Verhaltensweisen zurückfallen.

Immerhin reichte es zum 1:0-Sieg beim alten Rivalen in Dortmund.

Das war natürlich ein schöner Erfolg, und er untermauert die Annahme: Auswärts sind wir einen Tick stärker als zu Hause.

Weil Schalke dann nicht das Spiel machen muss?

Genau. Im eigenen Stadion, wenn der Gegner eher defensiv agiert, fehlen uns manchmal noch die spielerischen Mittel.

Das klingt, als hätten wir das alles schon einmal gehört. Damals beim VfB Stuttgart.

Da ist was dran. Es gibt gewisse Parallelen.

Zum Beispiel die, dass Sie mit Erfolg junge Spieler einbauen. Lewis Holtby zum Beispiel oder Carlos Zambrano.

Mir ist es eigentlich egal, ob ein Spieler jung oder alt ist. Wichtig ist, dass die Leistung stimmt. Zu Beginn waren es mir auf Schalke eher zu viele junge Spieler, aber einige haben sich ein- und durchgesetzt - so wie ich mir das vorgestellt habe.

Haben Sie VfB-Finanzdirektor Ulrich Ruf schon angerufen?

Nein, warum?

Sie brauchen auf Schalke dringend jemand, der die Finanzen wieder in Ordnung bringt.

(Schmunzelt.) Es stimmt, dass wir sparen müssen, aber Ulrich Ruf ist in Stuttgart mit Sicherheit viel zu sehr verwurzelt. Seien Sie beruhigt, wir regeln das hier selber.

132 Millionen Euro Schulden sind gewaltig...

. . . dem gegenüber stehen aber Werte wie das eigene Stadion, das schon zur Hälfte bezahlt ist, oder auch die Mannschaft. Auch die Marketingrechte liegen alle noch beim Verein.

Sie fürchten demnach nicht die Pleite des Vereins?

Natürlich nicht. Ich habe ja nicht zuletzt dank Stuttgart einige Erfahrung mit solchen Situationen. Wir werden uns finanziell konsolidieren und sportlich weiterentwickeln. Und wenn dann wieder alles in Ordnung ist, wollen wir auch wieder die Spitze angreifen. Aber zunächst einmal führt kein Weg daran vorbei, dass wir auch im Lizenzspielerbereich sparen werden.

Neuerdings sogar am Wasser. Sie haben den Spielern erst die Spielkonsolen im Clubzentrum weggenommen und dann die Trinkpausen im Training zusammengestrichen.

Das hat auch mit Konzentration auf seine Arbeit zu tun. Da müssen die Spieler jetzt durch. Ich habe ja nix dagegen, dass die Spieler Wasser trinken. Ob man allerdings nach 20 Minuten schon einen Liter braucht, ist eine andere Frage.

Bei Ihrem nächsten Gegner hat zuletzt nicht mehr allzu viel funktioniert. Wie lautet Ihre Ferndiagnose?

Der Verein ist wahrscheinlich so gut aufgestellt wie noch nie. Sportlich geht es eben auf und ab. Ich halte die Probleme beim VfB Stuttgart für ganz normal. Man kann einen Mario Gomez eben nicht von heute auf morgen ersetzen. Außergewöhnliche Spieler - wie Alexander Hleb - sind dazugekommen. Die Mannschaft steckt in einer Phase der Umstrukturierung. Der VfB wird sich wieder fangen und am Ende wieder unter den Besten sein.

Was erwarten Sie für das Spiel am Samstag?

Dass sich der VfB noch ein bisschen Zeit mit dem sportlichen Aufschwung lässt.

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