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Tabelle Fussball 1. Bundesliga 2009/10

Freitag, 20. November 2009

Bundesliga Kolumne "Unser täglich Bier" - 20.11.09

TRANSFERGEFLÜSTER

- Kaum ein Tag vergeht, ohne dass über die möglichen Hertha-Retter berichtet wird. Nach "Bild"-Informationen scheinen Trainer Friedhelm Funkel und Manager Michael Preetz jetzt in Schweden fündig geworden zu sein. Demnach flogen die beiden zusammen zum Länderspiel der Skandinavier in Italien, um Innenverteidiger Daniel Majstorovic sowie Stürmer Tobias Hysen zu beobachten. Von den Positionen wie auch Qualitäten wären die beiden genau das, was die Hertha sucht: Der 27-jährige Hysen schoß in der abgelaufenen Spielzeit 18 Tore für seine Verein IFK Göteborg, der 32-jährige Majstorovic hat viel internationale Erfahrung und ist ebenfalls torgefährlich - 23 Treffer in 80 Ligaspielen für seinen Ex-Verein FC Basel unterstreichen dies.

- Auch der VfL Wolfsburg ist beständig auf der Suche nach neuen Kräften und hat nach einer Meldung der "Bild" weiterhin Schalkes U-21-Europameister Benedikt Höwedes im Visier. Die im Raum stehende Ablösesumme von zehn Millionen Euro hätten die Wölfe durch ihren diesjährigen Champions League Auftritt sogar parat. Zum Problem für den deutschen Meister könnte allerdings werden, dass auch der FC Bayern Interesse an Höwedes bekundet haben soll.

- Wie bereits berichtet, will der AC Mailand unbedingt Edin Dzeko vom VfL Wolfsburg - und möchte dafür den Niederländer Klaas Jan Huntelaar zu den Wölfen schicken. Nach einem neuerlichen Bericht der "Gazetta dello Sport" soll sich dieses Tauschgeschäft bereits im Januar abspielen. Milan ist aber weiterhin nicht der einzige Verein, der scharf auf den Bosnier ist: Auch der FC Chelsea, Manchester United und Juventus Turin bemühen sich weiter um den VfL-Stürmer.

- Nachdem zuletzt Spielerberater Roman Grill als neuer Sportchef beim Hamburger SV ausschied, hat das "Hamburger Abendblatt" nun neue Vermutungen angestoßen. Demnach will der Personalausschuß des Aufsichtsrats nun einen aktuell noch bei einem anderen Bundesligaverein unter Vertrag stehenden Sportchef verpflichten. Die Verantwortlichen wollen gezielt vor Vertragsabschluß keine Namen nennen, die Zeitung bringt aber eine Person ins Gespräch: Martin Bader, alter Bekannter von HSV-Boss Hoffmann und derzeit noch Manager des 1. FC Nürnberg.


MEDIZINISCHER REPORT

- - Bundesligist Borussia Mönnchengladbach muss im Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt am Samstag ohne Stürmer Raul Bobadilla und Verteidiger Filip Daems auskommen. Der Argentinier Bobadilla laboriert an einem Muskelfaserriss, Daems hat eine Sehnenscheidenentzündung im Fuß.

Zudem fallen die Abwehrspieler Jan-Ingwer Callsen-Bracker (Sehnenentzündung unter dem Fuß) und Christian Dorda (Probleme an der Patellasehne) sowie Mittelfeldspieler Gal Alberman (Fersenprobleme) aus.

- "Diejenigen, die mit ihren Nationalteams unterwegs waren, sind gesund wiedergekommen", sagte Cheftrainer Thomas Schaaf auf der abschließenden Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel der "Grün-Weißen", musste aber sogleich den Ausfall von Claudio Pizarro, Christian Vander und Tim Borowski bekannt geben.

"Sie werden definitiv nicht dabei sein. Bei Peter Niemeyer und Torsten Frings besteht noch eine kleine Chance für Samstag", so der 48-Jährige. Gewissheit über ihren Einsatz wird wohl erst das Abschlusstraining am Freitag geben.

- Hiobsbotschaft für Frankfurts Cheftrainer Michael Skibbe: Nach Ioannis Amanatidis und Martin Fenin muss die Eintracht am Samstag im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach auch auf Stürmer Nikos Liberopoulos verzichten. Der 34 Jahre alte Ex-Nationalspieler reiste am Donnerstag in seine Heimat nach Griechenland, da sein Vater am Vorabend verstorben ist.

Dagegen können die Hessen doch noch auf einen Einsatz von Chris hoffen. Den 31 Jahre alten Brasilianer plagen Probleme im linken Oberschenkel, weshalb er sich am Donnerstag einer Kernspintomographie unterzog. Dabei wurde festgestellt, dass weder ein Muskelfaserriss noch eine Einblutung vorliegt. Mannschaftsarzt Dr. Christoph Seeger: "Vermutlich handelt es sich um eine Muskelverhärtung, weshalb sein Einsatz am Samstag zwar fraglich, aber nicht ausgeschlossen ist."

- Bundesligist Borussia Dortmund plagen vor dem Heimspiel am Samstag gegen Aufsteiger FSV Mainz 05 einige Personalsorgen. Fraglich ist besonders der Einsatz des erkrankten Patrick Owomoyela sowie von Jakub Blaszczykowski (Bänderdehnung im Sprunggelenk) und auch von Nuri Sahin (Kapselreizung im Sprunggelenk).

Nicht sicher ist zudem, ob Tinga (Adduktoren) und Sven Bender (Faserriss), die nach Verletzungen noch nicht voll belastbar sind, zum Aufgebot gehören werden.

Auf jeden Fall verzichten muss Trainer Jürgen Klopp im Duell mit seinem ehemaligen Klub auf die Dauerverletzten Sebastian Kehl, Tamas Hajnal und Dede.

- Bundesligist Hannover 96 bangt vor dem Punktspiel am Samstag bei Schalke 04 um den Einsatz von Außenverteidiger Steven Cherundolo und Stürmer Didier Ya Konan.

Cherundolo wird von Problemen an Knie und Oberschenkel geplagt, Ya Konan laboriert weiter an den Folgen einer Bauchmuskelzerrung. Der Ivorer stieg am Donnerstag zwar wieder ins Training mit der Mannschaft ein, ob er bis zum Anpfiff in Gelsenkirchen im Vollbesitz seiner Leistungsfähigkeit ist, war jedoch noch nicht abzusehen.

Ähnlich verhält sich die Situation bei Angreifer Mike Hanke. Der Ex-Nationalspieler übte bereits am Mittwoch erstmals nach rund achtwöchiger Verletzungspause wieder mit dem Team, hat aber noch Rückstand.

- Der Hamburger SV muss beim Bundesligaspiel gegen den VfL Bochum auf Jonathan Pitroipa verzichten. Der Angreifer fällt nach seinem Kurz-Einsatz für die Auswahl von Burkina Faso wegen Adduktorenproblemen definitiv aus.


FOKUS I

Fünf Jahre nach dem Fall Hoyzer rollt ein Wettskandal ungeahnten Ausmaßes auf Deutschland und die Fußball-Welt zu. Wie der "SID" aus sicherer Quelle erfuhr, werden Spiele in mindestens neun Top-Ligen, darunter auch in Deutschland, auf Manipulationen untersucht.
Neben Deutschland sind unter anderem Österreich, Belgien, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Ungarn, Slowenien, die Schweiz und die Türkei betroffen.

Die Staatsanwaltschaft Bochum hatte zuvor bekannt gegeben, dass im Zuge eines Ermittlungsverfahrens gegen eine international agierende Bande am Donnerstag "eine Vielzahl von Durchsuchungen und Festnahmen im gesamten Bundesgebiet sowie im Ausland" vorgenommen worden seien.

Am Freitag will sich die Staatsanwaltschaft auf einer Pressekonferenz ab 14.00 Uhr in Bochum zu den Vorfällen äußern. Bei der Europäischen Fußball-Union (UEFA) hielt man sich am Donnerstagabend noch bedeckt.

"Details kennen wir nicht. Wir warten gespannt auf die Pressekonferenz. Wir wissen noch nicht, welche Ligen in Deutschland betroffen sind und ob deutsche Vereine oder Funktionäre selbst aktiv waren - oder ob lediglich auf deutsche Spiele gewettet worden ist", sagte UEFA-Mediendirektor Rob Faulkner.

Der Bande werden "fortgesetzte, gewerbsmäßige Wettbetrügereien" zur Last gelegt. Die Beschuldigten seien verdächtig, Spieler, Trainer, Schiedsrichter und Offizielle aus hochrangigen europäischen Fußball-Ligen gegen Geldzahlungen veranlasst zu haben, den Ausgang von Spielen im Sinne der Bande zu manipulieren und diese Situation für Wettbetrügereien ausgenutzt zu haben.

Möglicherweise holt der Fall Hoyzer den deutschen Fußball wieder ein. Nach Informationen der Berliner Morgenpost agieren die Drahtzieher von Deutschland aus, der Kopf der Bande soll aus Berlin stammen.

Er war bereits im Wettskandal um den Schiedsrichter Robert Hoyzer Ende 2004 in Erscheinung getreten. Harald Stenger, Mediendirekor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), sagte: "Zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bochum können wir keinen Kommentar abgeben, da uns die Ermittlungsergebnisse bisher nicht bekannt sind."

Nach Informationen der "Morgenpost" sind am Donnerstagmorgen fünf Haftbefehle vollstreckt worden. In dem Verfahren würde insgesamt gegen 100 Tatverdächtige ermittelt, berichtete die Zeitung und berief sich auf Sicherheitskreise in der Hauptstadt.

Angeblich sind in Deutschland Wetten mit zum Teil sehr hohen Beträgen auf die manipulierten Spiele in der Türkei abgeschlossen worden. Im Jahr 2005 hatte der damalige Bundesliga-Schiedsrichter Robert Hoyzer gestanden, 67.000 Euro für die Manipulation von Spielen erhalten zu haben.

Am 17. November 2005 wurde er wegen des banden- und gewerbsmäßigen Betrugs zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten ohne Bewährung verurteilt. Diese trat er am 18. Mai 2007 an.

In einem außergerichtlichen Vergleich hatte der Ex-Schiedsrichter gegenüber dem DFB einen Schadenersatz in Höhe von 750.000 Euro anerkannt. Allerdings muss der frühere Referee nur 126.000 Euro in Raten über einen Zeitraum von 15 Jahren an den DFB zahlen.

Die UEFA hatte ihrerseits erst unlängst bekannt gegeben, das 40 Spiele auf mögliche Manipulationen untersucht werden. Dabei handelt es sich auch um Begegnungen der Champions League sowie des UEFA-Cups.

Gegenstand dieser Untersuchung sind Qualifikationsspiele für die europäischen Wettbewerbe. Im April dieses Jahres war der mazedonische Verein Pobeda Prilep für acht Jahre aus den UEFA-Wettbewerben ausgeschlossen worden.

Der Verband befand den Klub der Manipulation in der Partie gegen den FC Pjunik Erewan aus Armenien für schuldig. Pobeda hatte in der ersten Qualifikationsrunde zur Champions League 1:3 im eigenen Stadion verloren. FK-Präsident Aleksandar Zabrcanec und der Spieler Nikolce Zdraveski wurden lebenslang gesperrt.


FOKUS II

Manager Uli Hoeneß hat in Aussicht gestellt, dass der FC Bayern München in Zukunft vor allem im 4-4-2-System spielen werde, unabhängig von der personellen Besetzung. Das von Trainer Louis van Gaal favorisierte 4-3-3 scheint bei den Bayern ausgedient zu haben.

"Wir haben mit van Gaal vor dem Robben-Transfer klar besprochen, dass man mit diesen Spielern auch 4-4-2 spielen kann. Wir wollen 4-4-2 spielen! Mit zwei Außen, einem etwas defensiveren Mittelfeld und zwei Stürmern", sagte Hoeneß im Interview mit der "Bild". "Bayern kann doch in einem Heimspiel mit zwei Angreifern spielen. In 80 Prozent der Spiele kann die Marschroute 4-4-2 sein. Das sieht auch van Gaal so."

Laut Hoeneß sei auch mit Robben vor seinem Wechsel von Real Madrid an die Isar über seine Bereitschaft gesprochen worden, auf der rechten Außenbahn im Mittelfeld zu agieren.

Hoeneß räumte ein, dass er sich zuletzt zunehmend kritischer über den Trainer geäußert habe und verzichtete auf ein klares Bekenntnis über eine langfristige Zusammenarbeit mit dem Niederländer.

"Die Veränderung meiner Äußerungen entsprechen unserem Gesprächsstand. Der Vorstand und Louis van Gaal gehen sachlich, kritisch, ehrlich miteinander um. Ich kann nicht immer sagen: Es ist alles super, wenn wir Achter sind."

Im Hinblick auf den Dauerverletzten Superstar Franck Ribery zeigte sich Hoeneß sehr zuversichtlich. Er sei davon überzeugt, dass der französische Nationalspieler noch in der Hinrunde wieder für die Bayern auflaufen werde. Schon in der kommenden Woche rechne er mit Riberys Rückkehr ins Mannschaftstraining.

Eine andere Problempersonalie ist Luca Toni. Der italienische Weltmeister äußerte sich zuletzt kritisch über Trainer van Gaal. Dies sei laut Hoeneß "nicht in Ordnung" gewesen. Zu Tonis Zukunft beim FC Bayern wollte sich der Manager aber nicht äußern.


INTERVIEW I

Vier Wochen nach seinem Muskelfaserriss steht Stürmer Cacau (28) vor seinem Comeback im Trikot des VfB Stuttgart. Am Samstag (21. November) kommt sein Lieblingsgegner Hertha BSC zum Kellerduell. "Wir wissen alle, wie ernst die Lage ist", sagt der deutsche Nationalspieler.

Herr Cacau, diese Woche haben Sie erstmals wieder mit der Mannschaft trainiert - und vor Spielfreude gesprüht.

Schön, dass das so rübergekommen ist. Wenn man so lange gefehlt hat, freut man sich auf jedes Training.

Wie schwer war die Zeit der Abstinenz?

Ich habe versucht, die Zeit zu genießen.

Wie bitte? Genießen?


Ich habe natürlich nicht meine Verletzung genossen, sondern die Zeit, die ich dadurch mehr für meine Familie hatte. Das ist die Kunst - dass man eine Verletzung akzeptiert und sie wegschiebt, um Zeit für andere Dinge zu haben.

Warum steckt der VfB in der Krise?

Wenn es sportlich nicht läuft, leidet jeder Mannschaftsteil. Dann muss jeder mehr kämpfen, mehr laufen, sich mehr Bälle zurückholen. Als Stürmer fehlst du dann oft vorne. Im Großen und Ganzen habe ich aber meine Leistung abgerufen.

Mit Verlaub, ein Treffer in neun Bundesliga-Einsätzen stellt Sie doch nicht zufrieden?

Nein, ich muss mich steigern, die ganze Mannschaft muss sich steigern.

In den letzten sieben Spielen gegen Hertha BSC haben sie fünf Tore erzielt. Der Gegner scheint Ihnen zu liegen.

Das ist eher Zufall. Als Stürmer will man ja immer treffen. Ich habe da kein spezielles Rezept.

Denken Sie manchmal daran, dass der VfB absteigen könnte?

Nein. Aber mir ist schon klar, dass es zurzeit nicht gut aussieht. Wir dürfen nicht mehr vom Pech reden, und dass wir eigentlich eine gute Mannschaft haben. Es hilft uns nicht mehr, die Dinge schönzureden.

Besteht denn die Gefahr?

Wir wissen alle, wie ernst die Lage ist.


INTERVIEW II

Er ist Kapitän, Mittelfeld-Star und Thomas Tuchels Versuchskaninchen: Tim Hoogland personifiziert Überraschungsaufsteiger FSV Mainz 05. Er spielt derart überzeugend, dass er als Kandiadat für Bundestrainer Joachim Löw gelten muss. Immerhin ist die rechte Seite des DFB-Teams eine Schwachstelle, vor allem defensiv. Der 24-Jährige vor dem Wiedersehen mit Ex-Trainer Jürgen Klopp in Dortmund über Tuchels "Streich" und Anruf-Terror auf den Malediven.

Letzte Woche haben Sie mit Thomas Tuchel eine Mainzer Schule besucht, bei der Ihr Trainer den Schülern von seinen Streichen erzählt haben soll. Was hat Tuchel alles so verbrochen?

Tim Hoogland: Von richtigen Schülerstreichen war leider nicht die Rede (lacht). Er hat eher darüber gesprochen, welche Erfahrungen er generell in der Schule gemacht hat und wie wichtig die Ausbildung ist.

Immerhin hat Tuchel Ihnen einen Streich gespielt - oder Ihnen musste es so vorgekommen sein - als er Ihnen vor der Saison offenbarte, zukünftig im offensiven rechten Mittelfeld eingesetzt zu werden. Dabei kamen Sie früher auch als Verteidiger zum Einsatz.

Hoogland: Ich habe etwas überrascht reagiert, obwohl ich in der Jugend sogar Stürmer war. Aber Thomas Tuchel hat von Beginn an keinen Zweifel daran gelassen, dass er es ernst meint. Nichtsdestotrotz war es für mich genauso ungewohnt wie für Florian Heller, der plötzlich als Rechtsverteidiger aufläuft. Aber der Zeitpunkt für den Positionswechsel hat gepasst, weil nach Jörn Andersens Entlassung bei jedem die Bereitschaft vorhanden war, neue, mutige Dinge auszuprobieren.

Aber mussten Sie nicht dennoch zu Ihrem Glück überredet werden? Tuchel hat scherzhaft gesagt: "Tim soll nicht jammern, er kann das."

Hoogland: Der Trainer hat mit uns geredet und uns die positiven Dinge erläutert, die vor allem bei mir besser zur Geltung kommen könnten. Wie eben mein Offensivverhalten. Erst hatte ich noch Anlaufschwierigkeiten und kannte die Laufwege nicht. Mittlerweile sieht aber jeder, was für ein glückliches Händchen der Trainer hatte.

Für Tuchel sind Sie nicht nur das bevorzugte Taktik-Versuchskaninchen, sondern auch seine rechte Hand. Kam es überraschend, mit 24 Jahren zum Kapitän berufen zu werden?

Hoogland: Wegen meines Alters war ich in der Tat etwas erstaunt. Andererseits wusste ich um die Wertschätzung, nachdem ich die zwei Jahre zuvor Stammspieler war und mich in die Rolle des Führungsspielers reingearbeitet habe. Es war der nächste Schritt in meiner Entwicklung - und die Kapitänsbinde verleiht mir seit Saisonbeginn einen zusätzlichen Push.

Thomas Tuchel wird gefeiert. Als Motivator, Taktik-Experte und gewiefter Stratege. Die Kehrseite ist jedoch, dass die Lobeshymnen ein schlechtes Licht auf Vorgänger Andersen werfen. Ist der Unterschied zwischen beiden Trainern so gravierend?

Hoogland: Es ist richtig, dass vorher vielleicht die frische Brise gefehlt hat. Als Thomas Tuchel erstmals in die Kabine kam und sich vorgestellt hat, war klar, dass es zwischen Trainer und Mannschaft sportlich und zwischenmenschlich passt. Davon abgesehen möchte ich nicht mehr über Jörn Andersen reden, das wäre schlechter Stil.

Dennoch eine Nachfrage: Unter Andersen gewann Mainz die Spiele mehr durch die individuelle Überlegenheit in der 2. Liga. Kurz vor dem Bundesliga-Saisonstart übernahm Tuchel, und plötzlich spielte die Mannschaft einen komplett anderen Fußball. Wie war das möglich?

Hoogland: Der Fußball unter Tuchel ähnelt dem unter Jürgen Klopp. Nur so war die Umstellung reibungslos möglich. Es entspricht dem Charakter der Spieler und des Vereins, den Gegner stark unter Druck zu setzen. So wie schon im ersten Bundesliga-Jahr 2004.

Sie wurden von Klopp nach Mainz gelotst. Haben Sie eine besondere Beziehung?

Hoogland: Wenn ich ihn sehe, freue ich mich sehr. Sonst haben wir jedoch keinen Kontakt.

Aber die Geschichte stimmt, wonach er Sie 2007 bis zu fünfmal am Tag auf den Malediven angerufen hat, um Sie vom Wechsel vom FC Schalke zu überzeugen?

Hoogland: So war es wirklich. Er hat sich sehr viel Mühe gegeben und ich war sehr beeindruckt von seiner Hartnäckigkeit. Ich bin ungemein froh, dass alles so gekommen ist.

Vor einigen Wochen sagte Klopp: "Tim muss man im Auge behalten. Der Junge wird mal ein ganz Großer." Klopp ist Trainer in Dortmund und Sie im Sommer ablösefrei zu haben. Da könnte man auf Gedanken kommen...

Hoogland: Mein Berater schaut natürlich, welche Angebote und Anrufe reinkommen, aber er belastet mich nicht mit solchen Dingen. Ich soll mich auf den Fußball konzentrieren. Es ist vereinbart, dass Mainz der erste Ansprechpartner ist und dass wir in der Winterpause weiterverhandeln. Dass sich die Öffentlichkeit Gedanken um meine Zukunft macht, kann ich verstehen, aber mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Wie wäre es mit Schalke? Rafinha steht womöglich zum Verkauf - und Ex-Manager Andreas Müller sagte bereits bei Ihrem Weggang, dass es "absolut möglich" ist, dass Sie zu Ihrem ersten Profiklub zurückkehren.

Hoogland: Wer in der Region aufgewachsen ist und als kleiner Junge immer im Stadion auf Schalke war, wird die Verbindung zum Verein nie verlieren. Gerade jetzt habe ich aber wenig Kontakt zu Schalke, wenn überhaupt zu wenigen Spielern wie Halil Altintop. Ansonsten lebt die Familie noch dort, aber das war es schon.

Insgesamt laufen beim FSV nach dieser Saison 15 Verträge aus. Ist es ein Fluch oder ein Segen?

Hoogland: Ich sehe es positiv. Jeder will sich anbieten, ist besonders motiviert. Natürlich wird es bitter für die Spieler, die gehen müssen, andererseits habe ich auch gehört, dass der Verein bei mehreren auslaufenden Verträgen noch eine Option besitzt.

Nichtsdestotrotz erwarten viele einen Absturz des FSV.

Hoogland: Warum eigentlich? Durch die Rückkehr der Verletzten erhöht sich der Konkurrenzkampf, was nur förderlich sein kann. Der Kader hat ein sehr hohes Potenzial und fast jeder Spieler kann eins zu eins ersetzt werden. Und sogar mit all den Ausfällen haben wir schon zum Saisonstart gezeigt, dass wir gegen jeden konkurrenzfähig sind.

Was FSV-Präsident Harald Strutz offenbar derart freut, dass er bereits höhere Ziele formuliert. Man solle nicht nach unten schauen und mittelfristig sei sogar die Europa League machbar.

Hoogland: Falsche Bescheidenheit ist unangebracht. Dennoch sollten wir froh sein, wenn wir im ersten Jahr nach dem Aufstieg den Klassenerhalt schaffen, wovon ich jetzt schon stark ausgehe. Alles andere muss man von Saison zu Saison sehen. Wir sind in einer guten Position, aber wir sollten die Kirche im Dorf lassen.


SPIELVORSCHAU

Die Nationalspieler sind zurück, Leverkusen steht vor der Tür - es beginnt die heiße Phase vorm Bundesliga-Topspiel in München. Es soll "das Spiel der Spiele in der Vorrunde" werden. Das erwartet zumindest FCB-Manager Uli Hoeneß.

"Natürlich war es in der letzten Woche nicht optimal zum Trainieren, aber wir haben versucht, das Beste daraus zu machen", sagte Bayerns Torhüter Jörg Butt angesichts der zahlreichen Nationalmannschaftsabstellungen.

"Letztendlich geht es jetzt erst richtig los mit der Konzentration auf das Leverkusen-Spiel", fügte der Schlussmann mit einem Funkeln in seinen Augen hinzu - die Vorfreude auf die Partie gegen den Spitzenreiter ist groß, gleichzeitig aber auch die Anspannung.

Der Torhüter, der von 2001-2007 bei Bayer zwischen den Pfosten stand, müsste eigentlich genau wissen, wie sich ein Leverkusener fühlt, wenn die Auswärtsreise zu den Bayern ansteht. Der letzte Sieg der "Werkself" stammt immerhin aus dem Jahr 1989.

20 Jahre nach dem Mauerfall wollen nun auch die Leverkusener mit ihrem neuen Erfolgstrainer Jupp Heynckes die Wende schaffen. Die Vorzeichen für die Rheinländer scheinen dafür gut zu stehen, sie kommen als Tabellenführer.

Bayern-Stürmer Miroslav Klose kann sich der Euphorie rund um den aktuellen Liga-Primus nicht gänzlich anschließen. Er sieht das bisherige positive Abschneiden nur als Zwischenetappe: "Das ist eine gute Mannschaft, spielen einen guten Ball und haben gute Fußballer in ihren Reihen. Die waren unter Bruno Labbadia allerdings auch gut. Doch gut muss man die ganze Saison über sein."

Der Nationalstürmer scheint bei der Heynckes-Elf ein großes Manko entdeckt zu haben: "Sie haben auch letztes Jahr gegen die Großen nicht immer gewonnen. Man muss abwarten, wie das dieses Jahr sein wird."

Ob Klose am Sonntag mit angreifen wird, steht derweil noch nicht fest. Der Nationalspieler, der wegen der Schweinegrippeerkrankung seiner Kinder nicht im Länderspieleinsatz war und vergangene Woche auch nicht am Trainingsbetrieb teilnehmen konnte, fühlt sich noch nicht 100-prozentig fit. "Natürlich hätte ich lieber trainiert. Ich habe mich dann mit Laufeinheiten fit gehalten - Fußball wollte eben keiner mit mir spielen", sagte Klose mit einem kleinen Grinsen im Gesicht.

In der Partie gegen den Tabellenführer hofft Klose auf eine Trendwende - für sich persönlich und die gesamte Mannschaft. Der Stürmer, der in der laufenden Spielzeit in der Bundesliga noch nicht treffen konnte, ist natürlich "mit der Quote nicht zufrieden". Angespannt ist die Lage jedoch nicht nur wegen seiner persönlichen Statistik: "Ein jeder weiß, dass der 8. Platz uns absolut nicht passt. Es ist aber alles eng beisammen. Wir müssen bis Weihnachten eine kleine Serie starten." Der 31-Jährige äußerte allerdings auch eine Befürchtung: "Man muss auch die andere Seite der Medaille sehen. Wenn wir das Spiel zuhause verlieren, sind es auf einmal neun Punkte Rückstand!"

Viel diskutiert wurde in der jüngsten Vergangenheit über das Spielsystem der Münchener. Für Butt spielt es keine Rolle, ob man in einem 4-4-2 oder doch einem 4-3-3 aufläuft. Im Gegenteil. Der 35-Jährige setzt auf eine ganz andere Karte: "Wir müssen das spielen, was für uns am Besten ist. Wir müssen das richtige System finden. Mit den Spielern, die wir haben, können wir beide Systeme spielen. Doch das ist alles zweitrangig. Entscheidend ist, wie man als Spieler auch bereit ist, die Dinge umzusetzen."

Und weiter: "Wir müssen uns auf das Spiel konzentrieren und das Spiel gewinnen. Da braucht man nun nicht viel erzählen. Wir müssen alle Antworten nun am Sonntag auf dem Platz geben."

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