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Tabelle Fussball 1. Bundesliga 2009/10

Dienstag, 22. September 2009

Bundesliga Kolumne "Unser täglich Bier" - 22.9.

Das Mekka des Biers ist zur Zeit in München auf der Wiesn, deshalb wenden wir uns heute nur zwei Themen zu.
 
- Als erstes nochmals einige Worte zu dem in Bochum entlassenen Trainer Marcel Koller und was er selber zu seiner Entlassung meint:
 
Nach eigener Einschätzung ist er dem unberechtigt hohen Anspruchsdenken beim VfL Bochum zum Opfer gefallen: "Man will intern nicht sehen, was Externe wahrnehmen." Dass es mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nur um den Klassenerhalt gehen kann. Das will man in Bochum selbst nicht hören und ist nicht bereit, das anzunehmen".
Er selbst habe sich nach vier Jahren kaum etwas vorzuwerfen. "Es ist ja einfach nicht so, dass man mir gross etwas vorwerfen kann. Wir spielen im vierten Jahr hintereinander in der Bundesliga. Das ist 16 Jahre lang in Bochum keinem anderen Trainer gelungen", so Koller. Allerdings habe er sich gefragt, ob die Arbeit bei all den Fan-Protesten in Bochum noch Sinn mache. Der Widerstand der Fans gegen Koller hatte am Samstag beim 2:3 gegen den FSV Mainz 05 einen neuen Höhepunkt erreicht.
Insofern habe ihn die schliesslich am Sonntag erfolgte Beurlaubung auch nicht mehr allzu sehr überrascht, sagte Koller: "Wenn man da mittendrin ist und die Situation analysiert hat, konnte man davon ausgehen, dass vielleicht etwas passiert." 

Koller will nun erstmal zwischen Deutschland und seiner Heimat Schweiz hin- und herpendeln und die Chance nutzen, "einen freien Kopf zu bekommen. Dann kann ich gestärkt eine neue Aufgabe angehen".

Koller ist der 317. Trainer in der Geschichte der Bundesliga, der vorzeitig seinen Posten räumte. Als Interimslösung übernehmen Frank Heinemann und Dariusz Wosz als Co-Trainer die Leitung der Bundesligamannschaft.

- Die zweite grosse Baustelle der Bundesliga befindet sich in Stuttgart. Die grossen Themen sind die Rolle von Kapitän Hitzlsperger und Torwart Lehmann.

> Stellen Sie sich vor, Ihr Chef sagt drei Tage nach Ihrem dreiwöchigen Jahresurlaub zu Ihnen: "Junge, mach mal zwei Tage frei, damit du den Kopf wieder frei bekommst." Wenn so etwas passiert, muss ganz schön viel schiefgelaufen sein. Eine ähnliche Situation hat zuletzt Thomas Hitzlsperger erlebt. Erst flog er am zweiten Spieltag aus der Mannschaft. Es sei besser, wenn er trainiert, begründete Teamchef Markus Babbel damals den Sonderurlaub. Und jetzt schickte er ihn am sechsten Spieltag vor der Partie gegen Köln (0:2) wieder zur Erholung.

Wie tief muss Hitzlsperger in der Krise stecken, dass solche Maßnahmen nötig sind? Gerade jetzt, wo Führungsspieler auch im Training die Richtung vorgeben müssen. Die Antwort kann sich jeder selbst geben. Der 27-jährige VfB-Kapitän macht derzeit die größte Krise seiner Karriere durch. Alles wackelt, alles wird unsicher, alles steht infrage. Seine Perspektiven in der Nationalelf, seine Leistung beim VfB und seine Position als Platzhirsch der Roten.

Sein Spiel hat keine Dynamik - und seine Körpersprache deutet an: Ich kann euch nicht helfen. Die Folge: Er wird von Teilen der Mannschaft nicht mehr als Chef akzeptiert. Spieler berichten, dass Hitzlsperger auf dem Platz immer öfter widersprochen wird. Ein Teufelskreis. Denn durch solche Streitereien sinkt seine Autorität weiter.
Unabhängig von Hitzlsperger erklärt Karlheinz Förster, Kapitän der VfB-Meistermannschaft 1984, wie er die Rolle des Spielführers interpretiert hat: "Ich war sehr engagiert - in meiner Spielweise, aber auch mit Worten." Der eisenharte Verteidiger grätschte nicht nur Stürmer ab, sondern auch Mitspieler: "Als Kapitän musst du die Mannschaft anfeuern und mitreißen. Wenn nötig, muss man aber auch mal laut werden." Nichts anderes erzählt Guido Buchwald, ebenfalls lange Jahre VfB-Kapitän: "Du musst absoluter Führungsspieler, der verlängerte Arm des Trainers und in der Mannschaft absolut akzeptiert sein."

All das ist Hitzlsperger eben nicht mehr. Ihm scheint zum Verhängnis zu werden, dass er sich zu viel aufgebürdet hat. Beim VfB heißt es: "Er macht sich zu viel Druck und will allem gerecht werden." Sich selbst, der Kapitänsrolle und seinen Mitspielern. Selten habe es einen Führungsspieler gegeben, der sich so intensiv um die Integration der Neuen gekümmert habe. Dank und Hilfe darf er im Gegenzug aber nicht erwarten. Das sind die Regeln des Profi-Fußballs. Trotz des Teamgedankens, der auch in der Bundesliga notwendig ist - es gilt Darwins Gesetz: Nur der Fitteste setzt sich durch. Was im Fall von Thomas Hitzlsperger bedeutet, dass sich der Nationalspieler nach seiner zweitägigen Auszeit am besten im Pokal-Spiel am Mittwoch, 23.9., 20.30 Uhr gegen den VfB Lübeck bestens erholt zeigen sollte. Und in Zukunft ein bisschen mehr an sich denken darf. Zur Not kann er auch mal die Grätsche gegen Mitspieler auspacken. Wie damals Karlheinz Förster.

> VfB-Teamchef Markus Babbel hat Torwart Jens Lehmann für das Pokalspiel am kommenden Mittwoch gegen Lübeck aus dem Kader gestrichen. Babbel ist verärgert, weil Lehmann nach der 0:2-Heimpleite gegen den 1. FC Köln auf dem Münchner Oktoberfest gefeiert hatte.Der Überraschungseffekt lag ganz auf Babbels Seite. Nach seinem freien Wochenende tauchte Jens Lehmann (39) am Montagmorgen wieder beim VfB auf – zur Abfahrt nach Lübeck, wo die Roten am Mittwoch im Pokal antreten. So dachte der Torhüter zumindest. Bis Babbel ihm eröffnete, dass er in Lübeck nicht dabei sei. „Du bleibst hier. Am Donnerstag können wir darüber reden“, knurrte Babbel.
Lehmanns Abstecher aufs Münchner Oktoberfest war dem Teamchef gewaltig gegen den Strich gegangen. Der VfB hatte am Samstag 0:2 gegen den 1. FC Köln verloren, Lehmann hatte mit einem Patzer das zweite Gegentor begünstigt – und dann hatte er auf der Rückfahrt in seinen Wohnort Berg (am Starnberger See) einen Halt auf der Theresienwiese eingelegt. „Der Besuch fand im Rahmen einer Wohltätigkeitsveranstaltung statt und war schon länger geplant. Das war allerdings nicht mit dem Verein abgesprochen“, räumte Lehmann am Montag zähneknirschend ein. Kleinlaut fügte er hinzu: „Ich akzeptiere natürlich die Maßnahme der sportlichen Leitung.“

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