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Tabelle Fussball 1. Bundesliga 2009/10

Dienstag, 29. September 2009

Bundesliga Kolumne "Unser täglich Bier" - 29.09.

Charakter ist gefragt
 
Wie gestern von mir empfohlen, hat sich Hertha BSC Berlin von seinem Trainer Lucien Favre getrennt. Diese Empfehlung soll kein Vorwurf an Favre sein, der aus den vorhandenen Mitteln das Beste herausgeholt hat. Das Ganze zielt auf die Spieler ab, welche nun Charakter zeigen müssen und sich nicht mehr hinter dem Wackelkandidaten auf dem Trainerstuhl verstecken können.
 
Das die Hauptschuld bei der Einstellung der Spieler liegt, sieht auch, der mit Favre entlassene, Co-Trainer Harald Gämperle: "Es kann nicht sein, dass einige Spieler hinter dem Rücken Politik machen. Wenn einige Akteure zwei-, dreimal hintereinander so schlecht spielen, dann muss man sich schon fragen, welche Interessen die Spieler haben", sagte Gämperle.
 
Interimistisch übernimmt nun U23-Coach Karsten Heine die Betreuung der 1. Mannschaft.
 
 
 
Knoten geplatzt
 
Bei Vedad Ibisevic ist im Spiel gegen die Hertha der Knoten geplatzt. Mit einem lupenreinen Hattrick in der 1. Halbzeit konnte sich der Bosnier seine Ladehemmungen entledigen. Im Interview mit bundesliga.de erfahren wir mehr:
 
bundesliga.de: Herr Ibisevic, wie lautet Ihre Einschätzung zum grandiosen Sieg?

Vedad Ibisevic: Das war eine sehr gute Partie von uns. Wir haben kaum Chancen des Gegners zugelassen und vorne unsere Tore geschossen. Unsere ganze Mannschaft hat heute stark gespielt, auch die Spieler, die eingewechselt wurden.

bundesliga.de: Nach so langer Zeit ohne Treffer jetzt gleich drei Tore für Sie. Kann man da von einem Comeback sprechen?

Ibisevic: Nicht unbedingt. Ich finde, dass ich auch diese Saison bisher gut gespielt habe. Ein Tor hat allerdings gefehlt. Trotzdem war ich mir die ganze Zeit sicher, wenn ich weiter arbeite, dann platzt der Knoten irgendwann. Und heute kamen die Tore wie von selbst.

bundesliga.de: Die ganze Mannschaft schien sich zu freuen und stürzte sich direkt nach dem ersten Treffer auf Sie...

Ibisevic: Demba Ba hatte mir vor dem Spiel gesagt, ich würde heute ein Tor schießen und dass er dann auf mich springen werde. Die anderen haben dann wohl mitgemacht.

bundesliga.de: Was hat Trainer Ralf Rangnick nach dem Spiel zu Ihnen gesagt?

Ibisevic: Er hat mir gratuliert. Der Trainer hat mir die ganze Zeit immer wieder versichert, wenn ich mich nicht verrückt mache und so weiter spiele, kommen die Tore von selbst.

bundesliga.de: Sie haben mit einem neuen Schuh gespielt. Hatte das Auswirkungen auf Ihre Leistung?

Ibisevic: Kann schon sein. Es ist ein neues Modell und ich durfte heute zum ersten Mal damit spielen. Ich habe mich sehr wohl damit gefühlt. Vielleicht hat das ja auch ein bisschen geholfen.

bundesliga.de: Der erste Treffer fiel bereits in der ersten Minute. Wie wichtig war das für den letztendlich deutlichen Erfolg?

Ibisevic: Wir wollten die Hertha früh unter Druck setzen. Das war auch die Vorgabe des Trainers und das ist uns gut gelungen.

bundesliga.de: Hoffenheim reist als nächstes zu den daheim bisher ungeschlagenen Mainzern. Ihre Erwartungen?

Ibisevic: Das wird ein schwieriges Auswärtsspiel. Aber wir wollen auch da gewinnen, um so lange wie möglich oben dabei zu bleiben.
 
 
 
Durchbruch?
 
Mit seinem "Doppelpack" beim 3:0-Sieg in Frankfurt hat Julian Schieber den VfB Stuttgart zurück auf den Erfolgsweg gebracht. Der 20-jährige Stürmer, der in der vergangenen Spielzeit bereits zwölf Mal zum Einsatz kam, scheint nun den Durchbruch bei den Schwaben geschafft zu haben.

Als Kind schlief Julian Schieber in roter Bettwäsche von Rekordmeister Bayern München, sein Vorbild war Jürgen Klinsmann: Spätestens nach seinem Auftritt beim 3:0 in Frankfurt ist das Sturm-Juwel in der Bundesliga selbst ein Begriff.

Beim VfB hat der U-21-Nationalstürmer einen großen Schritt gemacht, um über lange Sicht in die Fußstapfen von Vorgänger Mario Gomez zu treten. Doch Teamchef Markus Babbel warnt vor überzogenen Erwartungen: "Er ist kein Gomez-Ersatz." Er habe große Fähigkeiten, allerdings müsse das Juwel noch geschliffen werden.

Schieber gilt als mustergültiger Jung-Profi ohne Starallüren. "Er haut sich in jedem Training voll rein", lobt Babbel seinen Angreifer, der trotz seiner beiden Tore (17. und 31.) vor dem Auswärtsspiel in der Champions League am Dienstag bei Unirea Urziceni keine Ansprüche stellt: "Wenn man mich braucht, bin ich da. Alles andere entscheidet der Trainer."

Schieber, der 2006 vom TSG Backnang in die VfB-Talentschmiede wechselte, glänzt lieber mit Taten als mit Worten. Von seinem ersten Bundesligaeinsatz in der vorigen Saison beim 3:0 bei Energie Cottbus erfuhren seine Eltern erst aus dem Fernsehen.
 
 
Sie können es nicht lassen
 
Einmal im Ruhestand, melden sich ehemalige Bundesliga Profis ständig in den Medien zu Wort. Einer, dem es sehr langweilig sein muss, ist Oliver Kahn. In einem Interview mit spox.com äussert er sich zur aktuellen Torhütersituation in Deutschland. Weniger in den Medien präsent ist Gerd Müller. Die aktuelle Stürmersituation in der Nationalmannschaft entlockt aber auch dem "Bomber der Nation" ein Statement:
 
- Kein gutes Haar lässt er dabei an Mario Gomez, Miro Klose und Lukas Podolski. Er stellt deren Qualität in Frage: "Wenn man sieht, wer heute die Stürmer sind in der Nationalmannschaft - die hätten früher nicht mal am Ball riechen dürfen." Bundestrainer Joachim Löw konterte prompt: "Soviel Räume, wie die Stürmer früher 90 Minuten lang hatten, gibt es heute für die Stürmer nicht mal fünf Minuten lang in einem Spiel."
 
- SPOX: Herr Kahn, Sie sind als TV-Experte und mit der "Ich Schaffs-Tour" zurzeit viel unterwegs und ein sehr beschäftigter Mann. Wann wird man Sie wieder auf der grossen Bühne Fussball-Bundesliga erleben?

Oliver Kahn: Es ist die Frage, ob man mich da überhaupt wieder sehen wird. Das weiss ich jetzt noch nicht. Ich habe derzeit viel zu tun. Ich bin Länderspielexperte für das ZDF und habe meine Projekte in Asien. Dazu kommen Geschäfte mit Werbepartnern und mein soziales Engagement. Es macht mir alles sehr viel Spass. Ich bin dabei, mich auf einem anderen Weg weiterzubilden, der nicht unbedingt etwas mit Fussball zu tun hat.

SPOX: Sie wären beinahe als Manager bei Schalke 04 gelandet. Sind Sie im Nachhinein froh, dass Sie die Verhandlungen abgebrochen haben, wenn Sie die finanzielle Lage auf Schalke sehen?

Kahn: Das hat nichts mit der finanziellen Situation von Schalke 04 zu tun. In mir ist einfach die Erkenntnis gereift, dass das viel zu früh gekommen wäre für mich. Ich glaube, man sollte Dinge nur dann tun, wenn man zu 100 Prozent von der Sache überzeugt ist und auch zu 100 Prozent motiviert ist. Gerade für mich, der sich in einer Uebergangsphase in ein neues Leben befindet, wäre es die falsche Entscheidung gewesen, sich so früh festzulegen.

SPOX: Bleiben wir kurz bei finanziellen Angelegenheiten im Fussball. Wie beurteilen Sie den bevorstehenden 100-Millionen-Deal des FC Bayern München mit Audi? Uli Hoeness kann sich vorstellen, dass die 50+1-Regel gelockert wird.

Kahn: Die 50+1-Regel zu lockern hat immer zwei Seiten. Es besteht natürlich die Möglichkeit, dass Investoren in den Fussball kommen und Vereine dadurch konkurrenzfähig zu Mannschaften aus England und Spanien werden. Die Frage ist nur, gibt es auch Investoren für Vereine, wie beispielsweise den VfL Bochum, die nicht oben mitspielen? Auf der anderen Seite ist es fraglich, ob wir in Deutschland wirklich Scheichs haben möchten, die Einfluss auf den Fussball nehmen und die Vereine in eine gewisse Richtung lenken. Die 50+1 Regel zu kippen, muss wirklich gut durchdacht und die Vor- und Nachteile abgewogen werden.

SPOX: Abwiegen müssen wird auch Michael Rensing seine Situation beim FC Bayern. Glauben Sie, dass er nach seiner erneuten Degradierung zur Nummer 2 endgültig in München gescheitert ist?

Kahn: Michael muss jetzt für sich ganz alleine entscheiden, wie es weitergeht. Ob er den Kampf noch mal annimmt und eine Chance für sich sieht, oder ob er woanders seine Chancen für besser hält, kann ich nicht beurteilen. Das muss er selbst entscheiden.

SPOX: Rene Adler, Robert Enke, Manuel Neuer oder Tim Wiese - welcher Kandidat für die Nummer 1 im DFB-Tor ist momentan der Konstanteste?

Kahn: Es ist momentan sehr schwierig und auch ungerecht, das zu beurteilen, weil sie alle in der Nationalmannschaft gute Leistungen gebracht haben. Ob es nun Neuer, Adler, Wiese oder Enke - der in der Nationalelf wirklich sehr konstant gespielt hat - wird, das ist eine sehr schwierige Entscheidung. Ich möchte die nicht treffen müssen, weil du am Ende einem weh tun musst.

SPOX: So wie vor der WM 2006, als Jürgen Klinsmann Ihnen mitteilte, dass Jens Lehmann im Tor stehen wird?

Kahn: Nein, das kann man nicht mit dem Duell zwischen Jens Lehmann und mir vergleichen. Im Vorfeld der WM 2006 gab es ja nur uns zwei Torhüter, um die es ging. Jetzt sind da drei oder vier Kandidaten, die um den Posten kämpfen. Aber ich denke - und der Bundestrainer hat es ja schon anklingen lassen - , dass die Nummer 1 für die WM in Südafrika spätestens im Januar oder im Februar feststehen wird.

SPOX: Mit Tim Wiese hat Stefan Effenberg einen der vier Kandidaten sogar als möglichen Bayern-Torhüter ins Gespräch gebracht. Er ist ja ähnlich positiv verrückt wie Sie es waren. Wäre Wiese der Richtige für den FC Bayern München?

Kahn: Es wird immer viel spekuliert, aber ich muss Ihnen ehrlich sagen, an solchen Spekulationen beteilige ich mich nicht.

SPOX: Zu Ihrer Zeit gab es mit Peter Schmeichel, Edwin van der Sar, Fabien Barthez und Gianluigi Buffon viele Torhüter auf Weltklasseniveau. Van der Sar und Buffon sind noch immer aktiv. Wer kann ihnen derzeit das Wasser reichen?

Kahn: Es gibt genau vier Torhüter, die momentan absolut weltklasse sind und die auf höchstem Niveau konstant spielen. Das sind die angesprochenen Edwin van der Sar, der zurzeit leider verletzt ist, und Gianluigi Buffon. Dazu kommen noch Petr Cech und Iker Casillas.

SPOX: Wer wird diese Generation einmal beerben? Sehen Sie auch deutsche Torhüter auf dem Weg zur Weltspitze?

Kahn: Das ist schwierig, denn um diese Klasse zu erreichen, musst du eigentlich immer in der Champions League spielen und bei einem Spitzenverein wie Bayern München. Und auch dann musst du über einen mittelfristigen Zeitraum erst einmal konstant gute Leistungen abrufen. Genau das sehe ich momentan in Deutschland nicht. Wir haben in der Breite sehr gute Torhüter, aber wer von denen letztendlich den Sprung in die Weltklasse schafft und zu einem absoluten Topverein wechselt, das wird sich zeigen.

SPOX: Joachim Löw hat den Bayern-Youngstern Holger Badstuber und Thomas Müller die WM in Südafrika in Aussicht gestellt. Kommt das nicht zu früh?

Kahn: Das ist immer vom Charakter des Spielers abhängig, ob das zu früh kommt oder nicht. Ich persönlich bin kein Freund davon, Spieler in die Nationalmannschaft zu berufen, die gerade mal ein halbes Jahr auf professioneller Ebene Fussball gespielt haben. Aber es gibt auch immer wieder Ausnahmen. Der junge Pele etwa war mit 17 Jahren schon weltklasse und hat das auch auf höchstem Niveau umsetzen können. Das ist immer eine individuelle Sache.

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