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Tabelle Fussball 1. Bundesliga 2009/10

Dienstag, 20. Oktober 2009

Bundesliga Kolumne "Unser täglich Bier" - 20.10.09

DIE UNENDLICHE GESCHICHTE
 
Ein weiteres Kapitel in der Akte Hertha BSC Berlin gegen Lucien Favre ist hinzugekommen. Die Berliner haben ihren Schweizer Ex-Trainer fristlos entlassen. "Wir haben die fristlose Kündigung ausgesprochen", so Pressesprecher Gerd Graus. Die Hertha, derzeit Tabellenletzter, hatte den Schweizer am 28. September freigestellt und Friedhelm Funkel als Nachfolger verpflichtet. Wenn Favre die fristlose Kündigung nicht akzeptieren sollte, könnte es zu einer Gerichtsverhandlung kommen. Aber auch eine außergerichtliche Einigung ist noch möglich.
 
 
TITELTRÄUME DIE ZWEITE
 
Gestern habe ich von den Titelträumen des HSV, Bayer Leverkusen und Werder Bremen geschrieben. Etwas genauer gehe ich nun auf Werder Bremen ein. Sie sind seit 13 Pflichtspielen ungeschlagen, wirken gefestigt wie in besten Zeiten und ihre Fans singen bereits von der Meisterschaft: Nach den Enttäuschungen der vergangenen Saison hat sich Werder Bremen endgültig in der Spitzengruppe der Bundesliga zurückgemeldet.
 
"Wir arbeiten als Mannschaft wieder gut zusammen. Das hat uns in der vergangenen Spielzeit komplett gefehlt", sagte Mannschaftskapitän Torsten Frings nach dem 2:0 (2:0) gegen 1899 Hoffenheim und brachte den Wandel der Hanseaten auf den Punkt. Die Werder-Wundertüte, aus der in der vergangenen Saison der DFB-Pokal-Sieg, das Endspiel des UEFA-Cups, aber auch Rang zehn in der Bundesliga kamen, scheint aus dem Sortiment genommen. "Die Mannschaft hat einen Lernprozess durchgemacht und unglaublich hart an ihren Schwächen gearbeitet. Man darf nicht nur offensiv denken. Wenn jeder seine Aufgabe erfüllt, ist man halt gut dabei. Das war in der Vergangenheit nicht immer so", sagte Sportdirektor Klaus Allofs.

Die aktive Aufarbeitung der abgelaufenen Saison trägt Früchte. Die Abwehr um die starken Innenverteidiger Per Mertesacker und Naldo ist zum Bollwerk geworden, an der sich auch Hoffenheims hochgelobte Offensive immer wieder die Zähne ausbiss. Ganze sechs Gegentore hat Werder in den ersten neun Bundesligaspielen kassiert. Zum gleichen Zeitpunkt der vergangenen Spielzeit waren es noch 20 Gegentreffer gewesen.

Das Spiel gegen Hoffenheim taugt als bester Beleg für Werders Entwicklung. 5:4 besiegten die Bremer die Kraichgauer vor fast einem Jahr, boten großes Spektakel und offenbarten zahlreiche Schwächen in der Defensive. Nun reichten die Treffer von Claudio Pizarro (18.) und Mertesacker (22.) zu einem 2:0. In der Abwehr ließen die Hanseaten kaum etwas anbrennen. "Jeder arbeitet nach hinten und nach vorne sind wir sehr variantenreich. Momentan gibt es nicht viel, das man kritisieren kann", sagte Allofs, dessen Team den 4. Platz festigte.

"Wir verteidigen unser Tor derzeit bis aufs Blut. Da müssen wir weitermachen. Durch die vergangenen Wochen haben wir viel Selbstvertrauen gewonnen", sagte Frings: "Aber wir sollten trotz unserer Serie auf dem Teppich bleiben. Es ist erst die Hälfte der Hinrunde vorbei." Allofs ergänzte: "Unser Ziel bleibt die Teilnahme am internationalen Geschäft. Zu diesem Zeitpunkt über mehr zu reden, macht überhaupt keinen Sinn."

Als Siegesgarant erwies sich einmal mehr Tim Wiese: Der Werder-Schlussmann ist mittlerweile seit 619 Minuten ungeschlagen und steuert auf den Vereinsrekord zu. Um die Bestmarke von Oliver Reck aus der Saison 1987/88 zu knacken, müsste er am kommenden Sonntag im Spiel beim VfL Bochum seinen Kasten noch 23 Minuten sauber halten.


BRANDHERDE

Hertha BSC Berlin:
In der Rangfolge der längsten Pleitenserie der Liga liegt die Hertha auf Platz fünf hinter Tasmania, dem 1. FC Nürnberg (1983/84), Arminia Bielefeld (1999/2000, beide ebenfalls zehn) und dem Wuppertaler SV (1974/75, neun). Alle diese Mannschaften stiegen am Ende der Saison ab, und auch der Hertha droht in der aktuellen Verfassung der Abschied aus dem Oberhaus.
"So, wie wir derzeit auftreten, sind wir nicht einmal zweitligatauglich", gab Kapitän Arne Friedrich nach dem 0:3 in Nürnberg am Samstag zu. Als Quittung gab es am Sonntag für Friedrich und seine Teamkollegen ein Straftraining. Nach einer Brandrede in der Kabine ließ Funkel seine Spieler Steigerungsläufe absolvieren.

"Das haben wir gebraucht", sagte Mittelfeldmann Gojko Kacar. "Wir mussten wieder klar werden im Kopf." Der Serbe, nach seiner Verletzungspause noch weit weg von seiner Normalform, wurde in Nürnberg zur Pause ausgewechselt.

Andere Hertha-Profis müssen gar fürchten, endgültig aussortiert zu werden. "Ich werde jetzt den Kader auf den Prüfstand stellen und herausfinden, auf wen ich mich verlassen kann", drohte Funkel. In Nürnberg habe er noch "ein, zwei Schönspieler zuviel dabei" gehabt, erklärte der Coach und kündigte an: "Die werden im nächsten Spiel nicht mehr auflaufen. Namen nannte er nicht, aber gemeint sein könnten die auffallend schwachen Cicero und Raffael. Auch die vor der Saison gekommenen Artur Wichniarek und Christoph Janker stehen unter kritischer Beobachtung.

Mit welcher Startelf die Berliner am Sonntag gegen Meister Wolfsburg auch auflaufen werden: "Wir werden nicht dulden, dass einer nicht alles für den Klub gibt", sagt Manager Michael Preetz, schließlich gehe es "um die Existenz von Hertha BSC".

Borussia M'gladbach:
Ähnlich mies wie in Berlin ist die Situation in Mönchengladbach. Fünf Niederlagen in Folge kassierte die Borussia, die auf Rang 17 abrutschte und mit sieben Punkten vier Zähler vor der Hertha steht. Mit der Vorstellung beim 1:2 in Wolfsburg war Trainer Michael Frontzeck dennoch nicht unzufrieden. "Auf die Leistung können wir aufbauen", sagte Frontzeck, "den einzigen Vorwurf, den ich meiner Mannschaft machen kann, ist, dass sie ihre Chancen nicht genutzt hat."

Die größte Möglichkeit vergab Raul Bobadilla in der 70. Minute. Nach einem Zusammenprall der Wolfsburger Diego Benaglio und Alexander Madlung kickte der Argentinier den Ball mit der Hacke aus 16 Metern am leeren Tor vorbei, statt sich in aller Ruhe zu drehen und die Kugel mit der Innenseite einzuschieben. "Ich dachte, die Szene war abgepfiffen", entschuldigte sich Bobadilla. Das dachten viele im Stadion, auch Frontzek war sich nicht sicher. "Ich habe die Szene erst im Fernsehen gesehen, Raul war wahrscheinlich etwas desorientiert", sagte der Coach, "ich werde ihn nicht dafür verurteilen, aber er muss aus so etwas lernen."

Am Samstag gegen Köln kann sich Bobadilla für seinen Fauxpas rehabilitieren. Mit einem Sieg im Derby würde Gladbach die Abstiegsplätze wieder verlassen und wieder am rheinischen Rivalen vorbeiziehen. "Die Punkte müssen kommen", weiß Frontzeck. Noch stehen Vizepräsident Reiner Bonhof und Sportchef Max Eberl hinter dem Coach, doch das könnte sich nach einer weiteren Niederlage schnell ändern.

VfB Stuttgart
Für die Schwaben war das 1:2 gegen Schalke 04 die dritte Heimniederlage in Folge. Nur ein Punkt trennt die Mannschaft von Trainer Markus Babbel von einem Abstiegsplatz. Doch trotz der sportlichen Talfahrt hat der Coach immer noch das Vertrauen der Vereinsführung.

"Irgendjemand wird jetzt sicher die Trainerfrage stellen - wir stellen sie intern nicht", stellt sich Sportvorstand Horst Heldt vor den Coach.

Babbels Maßnahme, den formschwachen Kapitän Thomas Hitzlsperger wieder auf der Bank schmoren zu lassen, brachte nicht den erhofften Erfolg. Auch der Systemwechsel des Trainers fruchtete gegen Schalke nicht. "Ob flache Vier oder Raute, ob ein oder zwei Stürmer - letztlich geht es darum, das System mit Leben zu füllen", sagt Sami Khedira.

"Wir haben gezeigt, dass wir unbedingt gewinnen wollen. Wenn wir künftig weiter so auftreten, kommen auch wieder die positiven Ergebnisse", ist sich der Nationalspieler sicher.

Ob Hertha, Mönchengladbach oder Stuttgart: Positive Ergebnisse müssen her, und zwar schnell. Sonst werden personelle Maßnahmen wohl unausweichlich bleiben.


INTERVIEW
Trotz der 0:1-Niederlage beim 1. FC Köln bleibt der 1. FSV Mainz 05 in der oberen Tabellenhälfte. Der Aufsteiger belegt den 8. Platz. Doch mit dem Auftritt in der Domstadt konnten die Mainzer nicht zufrieden sein. "Uns hat die Durchschlagskraft gefehlt", monierte FSV-Torwart Heinz Müller im Gespräch mit bundesliga.de.

bundesliga.de: Herr Müller, der FSV Mainz 05 hat 0:1 beim 1. FC Köln verloren. Was hat die Mannschaft falsch gemacht?

Heinz Müller: Wir sind einfach nicht ins Spiel gekommen und haben zu wenig Torchancen zwingend herausgespielt. Wir haben nicht die Torgefahr ausgestrahlt, die wir uns gewünscht haben.

bundesliga.de: Viel zu tun hatten Sie bis auf die drei Chancen des Kölner Stürmers Milivoje Novakovic auch nicht.

Müller: Aber davon hat eine gesessen. Das war der Unterschied. Wir hatten unterm Strich die gleiche Anzahl an Torchancen. Die Kölner haben aber ein Tor gemacht und am Ende auch verdient gewonnen.

bundesliga.de: Mainz steht immer noch nach 9 Spielen mit 14 Punkten auf Platz 8. Damit ist der Verein ja im grünen Bereich. Was lernt man aus so einem Spiel wie in Köln?

Müller: Jedes Spiel hat ein gewisses Potenzial, um daraus zu lernen. Wir werden uns das Spiel genau anschauen und analysieren. Wir werden uns unsere Gedanken machen, der Trainer wird seinen Teil dazu sagen. Dann werden wir versuchen, es im nächsten Spiel besser zu machen. Uns hat die Durchschlagskraft gefehlt. Wir haben recht gut kombiniert, aber nicht den effektiven Zug zum Tor gehabt, um zum Abschluss zu kommen. Das haben wir vermissen lassen. Solche Spiele gibt es auch. Nichtsdestotrotz stehen wir in der Tabelle, wie Sie richtig feststellen, ganz gut da. Man darf ja nicht vergessen, dass wir ein Aufsteiger sind und unser Ziel der Klassenerhalt ist. Wir dürfen uns auf den 14 Punkten aber nicht ausruhen. Die Saison ist ja noch lange nicht vorbei.

bundesliga.de: In der vergangenen Saison war Mainz auswärts bärenstark und hat daheim geschwächelt. In dieser Spielzeit ist das genau umgekehrt. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Müller (lacht): Letztes Jahr haben wir auch in der 2. Liga gespielt. Das hat damit zu tun, dass Mainz in der letzten Saison Favorit für den Aufstieg war und in der Liga sehr stark war. In der Bundesliga sind wir mehr oder weniger Außenseiter. Da wird es für einen Aufsteiger schwierig, auswärts etwas zu holen.

bundesliga.de: Waren die Mainzer Spieler vielleicht ein bisschen von der Kulisse in Köln beeindruckt?

Müller: Nein. Bei uns ist die Stimmung genauso wie in Köln. Auch wenn hier mehr Zuschauer sind. Bei uns geht keiner aufs Spielfeld und denkt sich: Oh, wo bin ich dann hier gelandet?

bundesliga.de: Merken Sie bereits, dass die Gegner dem FSV Mainz 05 nach den Mainzer Anfangserfolgen mehr Respekt entgegen bringen?

Müller: Ich glaube nicht, dass uns jemand von Anfang an unterschätzt hat. Zuhause haben wir einige Gegner überrollt. Da ist uns das gelungen, was uns auswärts momentan nicht gelingt. Da haben wir schöne Spielzüge zum Abschluss gebracht, da hatten wir die Durchschlagskraft und die gegnerische Abwehr beschäftigt, auch wenn nicht jeder Schuss ein Treffer war. Wir müssen daran arbeiten, dass uns das auch auswärts gelingt.

bundesliga.de: Nächste Woche kommt es zum Aufsteigerduell gegen den SC Freiburg, der auch schon eine Menge Punkte auf dem Konto hat und auf Angriff setzt. Was erwarten Sie von dem Spiel?

Müller: Das wird kein leichtes Spiel. Die Freiburger werden zu uns kommen und versuchen, die Punkte zu stehlen. Aber so wie wir uns in den Heimspielen präsentiert haben, haben wir sehr gute Chancen, die drei Punkte in Mainz zu behalten. Vorausgesetzt, wir liefern die Leistung ab, die wir in den letzten Heimspielen geboten haben.

bundesliga.de: Sie haben in England gespielt und können Vergleiche zum englischen Fußball ziehen. Wie unterscheidet sich das Spiel in England von der Bundesliga?

Müller: In Deutschland werden nicht so viele lange Bälle gespielt. In England wird sehr auf Standards wie Freistöße und Ecken gesetzt. Darauf wird mehr Wert gelegt. Die deutschen Mannschaften sind taktisch besser geschult als die englischen Durchschnittsmannschaften. Das Spiel in Deutschland findet mehr im Mittelfeld statt und ist taktisch anspruchsvoller.

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