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Tabelle Fussball 1. Bundesliga 2009/10

Freitag, 23. Oktober 2009

Bundesliga Kolumne "Unser täglich Bier" - 23.10.09

EINTRACHT STATT ZWIETRACHT
Viel hört und liest man von den Krisenklubs. Schauen wir uns heute mal einen Verein an, bei dem es besser läuft:
 
Der Fan von Eintracht Frankfurt ist leidgeprüft. In kaum einer anderen Bundesligastadt ist die Sehnsucht nach schönem Fußball ebenso ausgeprägt wie unerfüllt. Die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit hat ihre Wurzeln in der ruhmreichen Geschichte des Clubs: Namen wie Jürgen Grabowski, Manni Binz, Uwe Bein oder Anthony Yeboah prägten bis weit in die Neunziger Jahre hinein das Bild der Hessen - und hinterließen ihren Nachfolgern eine schwere Bürde. ie Eintracht stand als Synonym für Attraktivität, gepaart mit einer gewissen Sprunghaftigkeit. Wenn die "launische Diva" ihre Fans verzückte, war der Absturz meist nicht fern.

Gefühlsschwankungen gehörten für den Eintracht-Fan beinahe zum wöchentlichen Repertoire. Er feierte, er litt - doch selbst bei einer Niederlage konnte er sich in den meisten Fällen auf die offensive Spielweise seiner Mannschaft verlassen. Nach dem Motto: Wenn schon verlieren, dann mit fliegenden Fahnen. Mit den Jahren hat sich dieses Bild grundlegend gewandelt. Am Riederwald kehrte ein Zweckfußball ein, der die Eintracht zwar vor dem Abstieg bewahrte, mit dem sich ihre Fans aber nur schwer identifizieren konnten. Statt Kunst zu zelebrieren wurde gearbeitet. Die großen Erfolge blieben aus - ebenso wie die Adrenalinschübe der Anhänger.

Trainer Friedhelm Funkel lieferte jahrelang solide Arbeit ab, doch er konnte das Verlangen der Eintracht-Fans nach spektakulärem Offensivfußball nicht stillen. Für die Vereins-Oberen war klar: Ein Übungsleiter musste her, der sich offensiven Fußball auf die Fahne geschrieben hat. nd ihr Plan scheint aufzugehen: Die Verpflichtung von Michael Skibbe löste eine Aufbruchstimmung aus, die bis zum jetzigen Zeitpunkt der Spielzeit anhält. "Das Wichtigste ist, dass die Fans das Gefühl haben: 'Wenn ich am Samstag ins Stadion gehe, dann geht da richtig die Post ab.' Die Leute sollen sich schon morgens darauf freuen", hatte Skibbe vor der Saison versprochen - und bislang Wort gehalten.

Mit einem überraschenden 3:2-Sieg bei Werder Bremen feierte Skibbe sein Comeback in der Bundesliga, nachdem er zuvor als Trainer von Galatasaray glücklos geblieben war und im Februar seinen Hut in Istanbul nehmen musste. Der gute Saisonstart war nicht unbedingt zu erwarten", gesteht Skibbe: "Aber das hat der Mannschaft natürlich einen Schub gegeben, und deshalb haben wir dann in der Folge auch ganz guten Fußball gespielt und einige Punkte geholt." Am Samstag durfte man endlich auch in der heimischen Arena jubeln: Beim 2:1-Erfolg gegen Hannover feierten die Fans den lang ersehnten ersten Heimsieg.

Im Rahmen ihrer Möglichkeiten zeigt sein Team durchaus attraktiven Offensivfußball, kassierte erst zwei Saisonniederlagen und steht aktuell auf dem 9. Tabellenplatz. Selbst gegen namhafte Mannschaften wie Bremen und Hamburg gelangen Achtungserfolge.

Nicht schlecht als erste Zwischenbilanz, findet Skibbe - auch wenn er seinen propagierten Stil nicht bedingungslos umsetzen kann. "Was das Spielerpotenzial im Moment angeht, muss man da sicher ein wenig umdenken. Aber wir wollen uns trotzdem bemühen, und es ist uns bis jetzt auch gut gelungen, offensiv zu spielen."

Dabei gab es in den ersten Wochen nach seinem Amtsantritt durchaus kritische Töne und einige Vorbehalte. Zum einen handelten sich die Hessen in den Testspielen unerwartete Niederlagen gegen unterklassige Gegner ein. Zum anderen sorgte Skibbe mit einer anfangs umstrittenen Entscheidung zusätzlich für Unruhe, als er Publikumsliebling Ioannis Amanatidis vor der Saison die Kapitänsbinde entzog. "Ich wollte, dass er sich mehr mit seiner Leistung identifiziert", erklärte der Trainer - und entlastete damit den Griechen. Mit drei Treffern liegt Amanatidis trotz seiner Verletzungsanfälligkeit in der internen Torjägerliste vorne.

Ein weiterer Schachzug des Coaches war die Rückendeckung für Caio. In seinen ersten beiden Spielzeiten in Frankfurt brachte der Brasilianer kaum einen Fuß auf den Boden und musste wegen seiner überflüssigen Pfunde jede Menge Spott ertragen. Obwohl der 23-Jährige auch unter Skibbe nicht zum Konditionswunder mutierte, setzte sein Trainer auf ihn - mit dem Gedanken, die spielerische Qualität der Eintracht aufzupolieren und die gute, alte Zeit zumindest teilweise wiederzubeleben. "Die Sehnsucht nach dem schönen Fußball ist der Grund, warum Caio so unglaublich beliebt ist bei den Fans. Ich glaube, in Caio spiegelt sich die Sehnsucht von allen wider", erklärt Skibbe.

Dass es in Frankfurt mittelfristig zu einer Renaissance des "klassischen" Eintracht-Stils kommt, hat sich der 44-Jährige fest vorgenommen. Sein Masterplan: "Über attraktive Spiele mehr Punkte holen, über mehr Punkte für noch mehr Aufschwung in der Stadt sorgen. Dadurch können andere Ressourcen erzielt werden, die es uns ermöglichen, gute Spieler zu halten oder noch bessere zu verpflichten."

Letztlich soll die Eintracht wieder die Adresse werden, die sie einmal war. Sollte Skibbe das gelingen, würden die Fans gerne auch wieder größere Adrenalinschübe in Kauf nehmen. Die Herztropfen können sie ja schon mal hervor kramen.
 
 
DAS KNIE VON HOLLYWOOD
 
Hätte ich das gestern gewusst, die Bayern wären in den Power Rankings noch weiter hinten: Ein französischer Kniespezialist prophezeit Bayerns Mittelfeldstar eine zweimonatige Pause. Es könnte sogar noch eine OP drohen. Nach Angaben von Knie-Spezialist Jean-Henri Jaeger, der den Mittelfeldspieler am Donnerstag in Straßburg untersuchte, droht dem französischen Mittelfeldstar wegen seiner anhaltenden Knieprobleme eine Zwangspause von mindestens zwei Monaten. Jaeger geht davon aus, dass sein Patient noch einen Monat behandelt werden muss und anschließend noch vier Wochen Rehabilitation betreiben müsse.
"Das bedeutet mindestens zwei Monate Pause, ehe er wieder auf das Feld zurückkehren kann", sagte der Spezialist. Sollte die Behandlung erfolgreich sein, könne Ribery in zwei Monaten wieder spielen, ansonsten drohe eine erneute OP, erklärte der Professor. Jaeger räumte aber ein, dass er nicht wisse, ob Ribery seinem Ratschlag folge.

Beim FC Bayern gibt es jedoch noch Hoffnung, dass die Zwangspause Riberys kürzer ausfallen könnte. Am Mittwoch hatte Bayern-Trainer Louis van Gaal erklärt, der Franzose drohe wegen seiner Probleme an der Patellasehne des Knies noch einen Monat auszufallen.


JUGEND IST TRUMPF

Da stand Patrick Owomoyela nach dem Sieg über Bochum und schüttelte schmunzelnd den Kopf: "Eigentlich bin ich mit 29 Jahren ja noch gar nicht alt. Aber in dieser Mannschaft komme ich mir fast schon vor wie ein Opa." Schon am Freitag beim Spiel in Leverkusen könnte den Verteidiger von Borussia Dortmund dieses Gefühl erneut beschleichen. Denn tatsächlich treibt Owomoyela, auf der Homepage des Vereins prompt in "Opa-Moyela" umgetauft, den Altersschnitt bei der Borussia derzeit gewaltig in die Höhe.

Die Dortmunder haben nach holprigem Saisonstart mit einem blutjungen Team zurück in die Erfolgsspur gefunden. Beim Abpfiff des Revierderbys gegen Bochum stand eine Mannschaft mit einem Altersschnitt von 23 Jahren auf dem Platz - frei nach dem Motto: Was der Reviernachbar kann, das können wir schon lange.

Denn wie in Gelsenkirchen bilden auch beim BVB Youngster von 20 und 21 Jahren den Kern der Mannschaft. Das allerdings nicht erst seit Saisonbeginn. Schon im Vorjahr setzte Jürgen Klopp auf die Karte der Jugend, als er Neven Subotic und Mats Hummels, aktuell beide 20 Jahre alt, mit Erfolg als jüngstes Innenverteidiger-Duo der Liga installierte. Jetzt geht der Coach diesen Weg konsequent weiter. "Wir hatten gegen Bochum zwar eine Mannschaft mit wenig Erfahrung, aber das Spiel war leidenschaftlich und intensiv", sagte Klopp. Und Leidenschaft statt Erfahrung wird die Devise auch am Freitag heißen, wenn die Borussia beim Tabellenführer antreten muss.

Denn das "Jugend forscht"-Projekt ist nicht nur einem mutigen Weg geschuldet. Die langfristigen Ausfälle von Kehl und Hajnal zwingen Klopp zu Alternativen; gegen Bochum hatte zuletzt auch Tinga passen müssen. Und so übernehmen auch vor der Abwehr zunehmend die Youngster das Kommando. Nuri Sahin (21) und Sven Bender (20) spielten von Beginn an. Später vervollständigten Damien Le Tallec (19), Kevin Großkreutz (21) und Marcel Schmelzer (21) das Mittelfeld zur Jugendzone. "Mehr geht nicht", lobte Sportdirektor Michael Zorc nicht ohne Stolz.

Außer Owomoyela standen mit Roman Weidenfeller (29) und Dede (31) am Ende überhaupt nur drei Spieler auf dem Rasen, die neben einem gewissen Alter auch über Bundesliga-Erfahrung jenseits von 100 Pflichtspielen verfügen.

Indem Klopp das Duo Sahin/Bender im defensiven Mittelfeld installierte, nahm er zugleich einen Systemwechsel vor - mit Erfolg. Mit den jungen Profis als "Doppel-Sechs" - Bender gewann dabei stolze 83 Prozent seiner Zweikämpfe - scheint der BVB zu defensiver Stabilität zurückzufinden. Gab es in den ersten Spielen teilweise eine Flut an Gegentoren, steht jetzt seit zwei Partien wieder die Null. Ganz nebenbei nehmen die Abwehrspieler wieder Witterung in Richtung des gegnerischen Tores auf. Subotic, im Vorjahr sechs Mal erfolgreich und damit Top-Scorer unter den Abwehrrecken, erzielte gegen Bochum nach einer Standardsituation per Kopf sein erstes Saisontor.

Aber nicht nur aus diesem Grund zeigt die Dortmunder Formkurve auch offensiv wieder nach oben. Spielfreude und Laufbereitschaft waren gegen Bochum unverkennbar, zudem gelang dem BVB zum ersten Mal in dieser Saison in einer Partie mehr als nur ein Treffer. "Der Spielwitz ist zurück", lobt Klopp sein Team. Vor allem Mohamed Zidan und Lucas Barrios scheinen dem Spiel der Borussia zunehmend ihren Stempel aufdrücken zu können. Während der Argentinier im zweiten Ligaspiel in Folge ins gegnerische Tor traf, verdiente sich Zidan - nicht nur aufgrund von vier Torschüssen und vier Vorlagen gegen den VfL auffälligster Spieler - ein Extralob seines Trainers: "Er ist unglaublich passsicher und für unser Spiel sehr wertvoll!"

Ob defensive Stabilität und offensive Effektivität des "schwarz-gelben" Jungunternehmens auch gegen die Spitzenteams der Liga Bestand haben, wird der BVB in den nächsten Wochen erfahren - erstmals am Freitag beim Tabellenführer.


GOMEZ'S SCHATTEN

Für Träumereien ist der Zeitpunkt ungünstig. Nur Fakten und Ergebnisse zählen in der heiklen Situation des VfB Stuttgart. Sonst wird die Luft für Teamchef Markus Babbel noch dünner. Und alle Treueschwüre von VfB-Manager Horst Heldt („Es gibt kein Ultimatum“) in der Trainerfrage sind mit einem Mal keinen Pfifferling mehr wert. Das weiß Babbel. Deshalb sei es „wichtig, dass wir endlich die Kurve kriegen“. Am besten durch einen überzeugenden Sieg am Samstag in Hannover.
Doch dazu sollten die Roten - vor allem die Stürmer - wieder einmal ins Tor treffen. Der VfB sollte einen "Zielspieler" haben, wie sich Schalke-Coach Felix Magath zuletzt ausdrückte. Einen wie Mario Gomez. Der hätte aus den vielen Chancen im Spiel gegen den FC Sevilla in der Champions League wohl zwei Tore gemacht.

Träumereien. Schön und gut. Aber selbst Markus Babbel erliegt dem Charme dieser Vorstellungen, den Stürmer zur Rückrunde zurückzuholen. Denn von einem Leihgeschäft würden alle Seiten profitieren. Bayern-Trainer Louis van Gaal, der Gomez nie haben wollte. Der Stürmer selbst. Und schließlich der VfB. "Ich würde nicht nein sagen", erklärt Babbel und spielt den Ball sofort an den Manager weiter: "Also Horst, streng dich an!"

Doch Heldt lächelt nur milde. Er glaubt nicht daran, das scheinbar Unmögliche zu schaffen. "Ausgeschlossen", sagt er barsch und würgt die Diskussion ab. Also muss Babbel weiter improvisieren: "Ich habe zwar immer gesagt, dass Mario schwer zu ersetzen ist", sagt er, "aber das bringt uns in dieser Situation nicht weiter. Jetzt müssen wir das Ganze eben als Mannschaft auffangen."

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